Branchen-Kopf: Zackes brustik

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Zackes, der Nachhaltigkeits-Moderator & -podcaster (-> zum podcast)

Zackes, 41 Jahre alt, Moderator, Geschichtenerzähler, Networker. Seit über einem Jahrzehnt steht er auf Bühnen, in Studios und vor Mikrofonen. Sein Ziel? Menschen inspirieren, miteinander verbinden und sie dazu bewegen, die Welt um sich herum aktiv zu gestalten. Doch Zackes ist kein gewöhnlicher Moderator, und sein Weg dorthin war alles andere als geradlinig.

Der Weg zur Moderation: Von der Kunst zur Kommunikation

So begann er seinen beruflichen Weg in der Kunst und studierte Performance Art in Brüssel, an einer Schule, die nicht weniger als das MIT der zeitgenössischen Kunst bezeichnet wird. Dort, in einer intensiven Umgebung mit nur 30 ausgewählten Student:innen, lernte er, wie man Ausdruck und Bewegung zu einem Werkzeug für gesellschaftlichen Wandel macht. Inspiriert von Künstlern wie Marina Abramović und Pina Bausch, tauchte er tief in die Welt der Performance ein. Doch etwas fehlte.

„Ich bin einfach keine Rampensau,“ gesteht Zackes lachend. Während seine Kommilitonen das Rampenlicht suchten, spürte er, dass seine Leidenschaft woanders lag. Kunst, so bemerkte er, berührt zwar die Herzen, bleibt aber oft abstrakt. Zackes wollte direkter sein. Er wollte nicht nur berühren, sondern bewegen. Also kehrte er der Kunstbühne den Rücken, um eine neue Bühne zu finden – die der Business-Moderation.

Der Netzwerk-Ingenieur

Als Kind wollte er Lego-Ingenieur werden – ein Beruf, den er sich als das perfekte Zusammenspiel von Kreativität und Struktur vorstellte. Heute, so scheint es, hat er diesen Kindheitstraum vielleicht in anderer Form verwirklicht: Er baut keine Lego-Konstruktionen, sondern Netzwerke. Mit jeder Moderation, jedem Gespräch, jeder Geschichte verbindet er Ideen und Menschen.

Vor zwölf Jahren, als er mit dem Moderieren begann, war Nachhaltigkeit eher noch eine Randerscheinung auf Business-Konferenzen. Doch während das Thema langsam in den Fokus der breiten Öffentlichkeit rückte, wusste er bereits, wie sehr es ihn selbst antreibt. Die Transformation der Wirtschaft, der Gesellschaft und seiner eigenen Perspektiven wurde sein Schwerpunkt. Er gründete einen Podcast, der heute ein Leuchtturm für alle ist, die Nachhaltigkeit in ihrem beruflichen Alltag ausüben und verankern wollen.

Und was ist sein Antrieb?

Zackes' Interesse an Nachhaltigkeit war immer irgendwie da. Schon als Kind fragte er sich, wie die Welt mit endlichen Ressourcen auskommen kann. „Die Autos auf der Straße müssen ja irgendwoher kommen,“ dachte er damals. Heute hat sich diese kindliche Neugier zu einer tiefen Überzeugung entwickelt: Dass jeder Einzelne einen Unterschied machen kann, auch wenn die Welt in vielen Bereichen chaotischer wird.

Doch Zackes ist kein Idealist im klassischen Sinne. Er bezeichnet sich als Realist und weiß, dass die Zeit der einfachen Lösungen vorbei ist. „Sechs von neun planetaren Grenzen sind bereits überschritten,“ sagt er mit ernstem Blick. „Es geht nicht mehr darum, die Welt zu retten, wie wir sie kennen. Es geht vielmehr darum, die Zukunft weniger chaotisch zu machen.“

Trotz dieser ernüchternden Fakten bleibt Zackes optimistisch und will Menschen dazu inspirieren, Verantwortung zu übernehmen, ohne sich von der Größe der Aufgabe lähmen zu lassen. „Es kommt auf dich an,“ zitiert er Martin Buber. „Aber es hängt nicht von dir ab.“

Eine Balance zwischen Arbeit und Leben

Zackes weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, eine Balance zwischen Engagement und Selbstfürsorge zu finden. In den letzten Wochen, gibt er zu, fühlte er sich ausgebrannt. Die Nachrichten über politische Rückschritte, soziale Ungerechtigkeiten und ökologische Katastrophen drückten schwer auf seine Schultern. „Man muss lernen, den Fokus zu setzen,“ meint er. „Nicht alles konsumieren, was negativ ist. Sonst verliert man das Gefühl der Selbstwirksamkeit.“

Was ihm hilft, ist die Rückkehr zu seinen Wurzeln. Literatur, Musik, Kunst – Dinge, die seine Seele berühren, geben ihm neue Energie. „Heute Abend gehe ich zu einem Nick Cave Konzert,“ erzählt er mit einem Lächeln. „Solche Momente laden mich auf.“

Ein Brückenbauer zwischen Nachhaltigkeit und Praxis

Als Moderator und Podcaster führte er über 1.000 Gespräche mit Nachhaltigkeitsexpert:innen und Pionieren, wie man Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit miteinander verbinden kann - und kennt die Herausforderungen und Chancen. Und das Thema ist in Unternehmen längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein zentrales Transformationsfeld. 

Doch der Weg ist oft steinig. „Nachhaltigkeit arbeitet rückwärts – von einer ungemütlichen Situation hin zu einer besseren. Das braucht Resilienz,“ erklärt er. Er schildert, wie Nachhaltigkeitsmanager:innen häufig mit großem Enthusiasmus starten, erste Maßnahmen wie erneuerbare Energien umsetzen und dann an den inneren Widerständen der Organisation scheitern, wenn es an die grundlegende Transformation des Geschäftsmodells geht.

Leider gibt es keine einheitliche Lösung. Nachhaltigkeit kann beim CFO angesiedelt sein, weil es um Zahlen und Reporting geht, oder beim CTO, der die Daten verantwortet oder in HR, weil es um einen Kulturwandel geht. Entscheidend ist, ob das Thema ein Querschnittsthema wird, das durch alle Abteilungen getragen wird. „Es geht nicht nur um die Struktur, sondern darum, ob die Menschen, die Nachhaltigkeit vorantreiben, wirklich an die Kernprozesse dürfen und andere Stakeholder dafür gewinnen können.“

Zackes Learnings: Fünf Themen für den nachhaltigen Erfolg

Über die Jahre und durch die vielen Expert:innengespräche hat er fünf zentrale Themen identifiziert, die seiner Meinung nach entscheidend sind, um Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zu vereinen:

  1. Leadership: Die Fähigkeit, ein starkes „Warum“ zu kommunizieren und Menschen mitzunehmen.

  2. Transformationsbereitschaft: Nachhaltigkeit erfordert kulturellen Wandel und die Bereitschaft, gewohnte Prozesse zu hinterfragen.

  3. Wissensaufbau: Kaum jemand hat Nachhaltigkeit studiert. Es braucht ein kollektives Lernen, um die Komplexität zu verstehen.

  4. Twin Transformation: Die Synergien zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit erkennen und nutzen.

  5. Ökosystem-Ansatz: Nachhaltigkeit gelingt nur, wenn Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette und vor allem mit Wettbewerbern  zusammenarbeiten.

Ein Moderator mit Mission

Für Zackes liegt die größte Belohnung seiner Arbeit darin, von tollen Persönlichkeiten zu lernen, die Nachhaltigkeit nicht nur denken, sondern umsetzen. Ob in großen Unternehmen oder in agilen Start-ups – diese Menschen inspirieren ihn immer wieder. Sie vereinen eine klare Vision mit der Fähigkeit, andere mitzunehmen und echte Veränderungen herbeizuführen.

Zackes  steht für eine Generation von Business-Moderatoren, die nicht nur reden, sondern handeln wollen. Doch er ist nicht nur Moderator. Er ist Brückenbauer und irgendwie auch ein bisschen Philosoph. Jemand, der sich sicherlich manchmal auch die großen Fragen stellt – und gerne zugibt, dass er nicht alle Antworten hat.

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Branchen-Kopf: Alex Kraemer