Branchen-kopf: Sabine Müller

Lesedauer: 4 min

Sabine (hier ihr LinkedIn Profil) ist UNPREPARED Unterstützerin der ersten Stunde und damit die perfekte erste Gesprächspartnerin für unsere neue Rubrik BRANCHENKÖPFE. Das Ziel der Rubrik? Macher:innen der Nachhaltigkeitsbranche sichtbar machen, indem wir ein kurzes Gespräch mit ihnen führen und anschließend in einem “Mini-Porträt” vorstellen.

Sabine Müller, Nachhaltigkeitsmanagerin

Sabine strahlt eine ruhige Zuversicht aus, als sie über ihren Weg zur Nachhaltigkeitsmanagerin spricht. „Ich bin in meinem Ursprung Kommunikationswirtin“, beginnt sie. Viele Jahre hat sie die Kommunikationswelt aufgemischt. Doch schon damals schlummerte in ihr ein nachhaltiges Bewusstsein. Mit einem Funkeln in den Augen verrät sie: „Das Thema Nachhaltigkeit hat mich immer schon begleitet.“ Es gab einige Momente, die sie geprägt haben. Eine Reise nach Mexiko an einem Strand an dem Meeresschildkröten Ihren Nachwuchs bekommen war so ein A-ha Moment. Ein Stück Natur das „so wunderschön und artenreich“ ist und bei der sie sah, wie Touristen achtlos Bierdosen ins Meer warfen, weil sie es lustig fanden. Das war ein Schlüsselmoment. „Ich dachte, wie achtlos gehen wir eigentlich mit unserer Welt um? “Mit Anfang 30 wollte ich mich beruflich radikal verändern und mich dem Schutz der Meere widmen. Das Visum, um bei der Whale & Dolphin Conservation Society in Boston zu arbeiten, hatte ich bereits in der Hand. Eine Woche später erfuhr ich, dass ich schwanger bin und blieb also in Deutschland und in meinem alten Job. Die Liebe zum Meer und zum Wasser aber ist geblieben. Und als mein Sohn auf die Welt kam, wurde mein Wunsch die Welt zu verändern noch stärker. Man denkt einfach mehr über die Zukunft nach und welche Welt man für sein Kind möchte.“

„Plötzlich sah ich, wie Wirtschaften und nachhaltiges Leben miteinander harmonieren können".

Sabine hatte ihre Kunden in ihrem Kommunikationsjob schon immer, wo es ging, zu Nachhaltigkeitsthemen beraten. Doch sie stieß immer wieder an Grenzen. „Mir fehlte die fundierte Theorie“, erklärt sie. Das brachte sie schließlich zu einer Weiterbildung zur CSR-Managerin. Diese Entscheidung öffnete ihr ein neues Feld. „Plötzlich sah ich, wie Wirtschaften und nachhaltiges Leben miteinander harmonieren können. Wenn man Ökologie, Ökonomie und Soziales ausbalanciert, kann man erfolgreich und nachhaltig wirtschaften.“

Seit 2019 arbeitet Sabine sukzessive als Nachhaltigkeitsmanagerin, und seit 2021 in Vollzeit. Ihre Reise führte sie zunächst zu NGOs und dann zu Kaufland International, einem Lebensmitteleinzelhändler, wo sie in einer strategischen Schnittstelle zwischen der Schwarz Unternehmensgruppe und den einzelnen Ländern agierte. „Wir haben international die Strategien definiert und Leitlinien erstellt und an die Länder zur Umsetzung gegeben. Im Dialog, denn jedes Land hat einen anderen Reifegrad und andere Fokusthemen. Wesentlich war daher auch die Befähigung der Kolleg:innen. Und gerade in einem so großen Unternehmen ist das eine echt komplexe Mammutaufgabe.. Das war eine spannende und lehrreiche Zeit.“

 

“Als Nachhaltigkeitsmanager:in ist man kein Silo”

Heute ist Sabine bei einer Versicherung als Nachhaltigkeitsmanagerin tätig und arbeitet gemeinsam mit einer Werkstudentin und den Fachabteilungen und ihrem Optimismus – für mehr Nachhaltigkeit. „Ich bin quasi Mädchen für alles“, lacht sie. „Die Versicherung ist CSRD-pflichtig, daher bereiten wir die Berichterstattung vor.Gleichzeitig schaffen wir eine solide Datengrundlage, die das A und O ist, um Ziele zu definieren und Maßnahmen zu ergreifen.“

 

Sabine ist die Schnittstelle zwischen den Abteilungen. „Wir definieren die Nachhaltigkeitsstrategie und sorgen dafür, dass das Fachwissen sukzessive in den  Fachbereichen aufgebaut wird. Es ist wichtig, die Themen in den einzelnen Abteilungen zu verankern. Als Nachhaltigkeitsmanager:in ist man kein Silo. Wir müssen es schaffen, die Leute mitzunehmen und Wissen aufzubauen. Im besten Fall sind wir Nachhaltigkeitsmanager:innen irgendwann arbeitslos, weil Nachhaltigkeit kein Add-On mehr ist, sondern Teil allen Denkens und Wirtschaftens. Aber bis wir soweit sind dauert es noch…“

 

Die Kunst des Mitnehmens

Sabine betont, dass Organisationstalent und die Fähigkeit, Menschen mitzunehmen, essenziell sind. „Man muss ein Stück weit Empathie haben, um zu verstehen, wo die Hindernisse bei den einzelnen Leuten liegen. Nachhaltigkeit ist Transformation.“ Sie hat daher eine Weiterbildung zum Sustainable Mentor gemacht, die genau darauf abzielt, Menschen für die Transformation zu befähigen. „Es geht darum, mit den Menschen zu sprechen, zuzuhören und sie für die Themen zu begeistern.“

 

Ein Beruf voller Herausforderungen

„Man stößt oft auf Widerstand und Unverständnis. Viele Leute haben einfach keinen Bock drauf, weil es als zusätzliche Belastung empfunden wird. Daher ist Resilienz wahnsinnig wichtig. Es ist ein Job, den wir aus intrinsischer Motivation heraus machen, weil wir etwas ändern wollen. Aber es bewegt sich zu wenig in der Geschwindigkeit, die wir brauchen.“

 

Für Sabine ist es wichtig, ständig am Thema dran zu bleiben, da sich vieles sehr schnell ändert. „Wir begleiten eine Transformation, die gerade erst entsteht. Es ist ein ständiges Lernen und Weiterentwickeln.“

 

Ein Netzwerk der Gleichgesinnten

Ein Lichtblick in dieser teilweise belastenden Arbeit ist das Netzwerk von Nachhaltigkeitsmanager:innen. „Es ist eine wertschätzende Gemeinschaft, in der wir uns alle sehr bemühen, Kontakt zu den anderen zu halten und gemeinsam an einem großen Ziel arbeiten.“

 

Nachhaltigkeit und Demokratie

Ein weiterer wichtiger Aspekt in ihrem Leben und zunehmend auch in ihrer Arbeit ist das Thema Demokratie. Auslöser ist die aktuell aufgeheizte gesellschaftliche Lage. „Unternehmen brauchen eine stabile Demokratie. Nachhaltige Entwicklung braucht Demokratie.. Unternehmen haben eine große Reichweite, um Menschen zu informieren und zu sensibilisieren. So können sie ihren Beitrag leisten und die Demokratie stärken.“ Sabine ist überzeugt, dass Nachhaltigkeitsmanager:innen eine wichtige Rolle dabei spielen können, demokratische Werte zu fördern und Desinformation zu bekämpfen. Sie erwähnt das Business Council for Democracy, das Unternehmen unterstützt, indem es Mitarbeitende über Desinformation aufklärt.

 

Der Weg zur Nachhaltigkeitsmanagerin

Zum Schluss fragen wir: Wie wird man eigentlich am besten Nachhaltigkeitsmanager:in und was empfiehlst du auf dem Weg dahin? Sabine rät unter anderem, die diversen Möglichkeiten am eigenen Arbeitsplatz auszuloten: „Man kann im eigenen Unternehmen Möglichkeiten suchen und sich weiterbilden. Wichtig ist es, die kleinen Schritte zu sehen und zu gehen. Alles was man macht hat immer einen Impact.“

 

“Wer willst du sein? Und was soll von dir bleiben?”

Zum Abschluss teilt Sabine ihre Vision. „Wir haben eine mega Chance, unser Leben so zu gestalten, wie wir es gemeinsam leben wollen. Die Chance, aus dem jetzigen System etwas Besseres zu machen. Gemeinsam können wir eine Zukunft schaffen, die wir alle gut finden.“ Und sie empfiehlt auch, sich immer wieder die Fragen zu stellen, die sie selbst mal von einem Coach gefragt wurde und regelmäßig an Kolleg:innen und Vorstände weitergibt: “Wer willst du sein? Wofür wollen wir bzw. das Unternehmen stehen?” Und ganz wichtig: “Welchen Impact möchte ich persönlich auf dieser Welt haben? Die Fragen helfen, den eigenen Wertekompass ab und an zu justieren. In diesem Sinne: Wer willst du sein? Und was soll von dir bleiben?

 

 

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Branchen-kopf: Rainer Karcher